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Kinderbuchprojekt: Seltene Berufe - Der Tomatiker

Der Tomatiker lebt in einem Haus aus Glas. Er findet, es gibt nichts Schöneres. Alles ist durchsichtig, draußen pfeift der Wind vorbei und drinnen ist es schön warm. Er lebt dort zwischen vielen Reihen. Alle schnurstracks geradeaus. Die Reihen sind braun, in der Mitte grün und oben dann rot...äh rund...also beides! Das hängt miteinander zusammen. Und wie die Dinge zusammenhängen, das weiß der Tomatiker ziemlich gut. Er sagt, man muss erstmal anfangen, wenn man will, das was wächst. Und er will am meisten, dass Tomaten wachsen. Die sind nämlich sein Beruf. Morgens nach dem Aufstehen zieht er sich seine Erdschuhe, seine grüne Hose und sein rotes Hemd an, macht die Arme hinter den Rücken und geht die Schnurstracksreihen entlang. Ganz gerade natürlich. Dann ruft er: „Immer schön aufrecht bleiben.“ und schmunzelt durch die Blätter. Er tut nur ein bisschen streng, damit die Tomaten nicht gleich denken, er wäre in sie verliebt. Dann werden die immer so schnell rot. Natürlich ist er heimlich doch verliebt. Das sagt er ihnen aber erst, wenn sie reif sind.

Vorher hat er noch ganz schön viel zu tun. Zweimal am Tag und einmal auch Sonntags läuft er kreuz und quer durch das Glashaus und rüttelt und schüttelt alles was wächst. Die Blüten stauben davon so sehr, dass er niesen muss.

„Ein bisschen wild muss sein“ jauchzt er dann und hüpft weiter durch den Blätterblütenwald.

Bevor er anfängt zu schwitzen, hört er aber auf. Er muss schließlich noch Sonnenstrahlen einsammeln, Regenwasser fangen und den Tomatentanz aufführen. Gleich nach dem Mittagessen holt er seinen Messschieber und misst, wieviel genau rund die Tomaten sind. Das ist wichtig wegen der Tomatik, sonst kippen die Pflanzen nämlich um. Dann muss er ihnen schnell einen Stab hinstellen und sie können sich anlehnen. Einmal war das schiefgegangen. Da gab es abends eine Ketchup Party.

Wenn der Tomatiker merkt, dass die Tomaten langsam reif werden, zwinkert er ihnen schelmisch zu, flüstert ihnen Komplimente ins Ohr und schaut ihnen lange in die Augen. Dann werden die meisten von ihnen rot. Manche wollen sogar noch ein Küsschen. Das ist okay. Wenn man genau hinhört, seufzt es dann etwas zwischen den Blättern.

Nach so einem schönen Tag setzt sich der Tomatiker abends mit roten Wangen vor sein Glashaus, trinkt einen Tomatensaft mit Wodka und scharfer Soße und prostet seinen Freundinnen zu.

Jetzt weißt du, warum seine Tomaten so nach Liebe schmecken.

Der Tomatiker hat einen schönen Beruf. Er muss sich den ganzen Tag um nichts anderes kümmern als um Tomaten.

 

 

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