Man sagt, hinter dem Schleier der Gewohnheit ist das Leben.
Doch ich sehe, es auch darin. Es ist in dem, der vor dem Schleier sitzt... und es ist auch im Schleier selbst. Es ist im Sehen und im Nicht-Sehen. Es ist in den zahllosen Wiederholungen, in den Blindheiten des Alltags, in dem Streben nach Sicherheit. Das Leben ist im Verharren und im Voranschreiten, in der tiefsten Nacht und im bewusstlosen Schlaf. Vor dem ersten und nach dem letzten Atemzug. Es ist im Tanzen und Verliebtsein, im Kinderlachen und in den Tränen der Rührung. Es ist in Trockenheit und Flut. Es ist, wenn ich die Augen öffne und es ist, wenn ich träume. Das Leben ist, wenn ich Gedanken nachhänge und wenn ich mich fürchte. Es ist, wenn ich zornig bin und es ist, wenn ich vergebe. Es ist in Langeweile und im Abenteuer, in Klugheit und Dummheit. Es ist im Sonnenstrahl und im Regentropfen, im Sturm und im Hagel. Es ist im Gesicht eines Kindes und in den Händen der Alten. In den Spinnweben und im Morgentau. Im Atem des Löwen, im Flug des Adlers und der Winzigkeit der Ameise. Im Wipfel eines Baumes und jedem Blatt am Wegesrand. Das Leben ist in den Flüssen, die unaufhaltsam zurückkehren zum Meer.
Es ist hier im Raum und auf dem Stuhl, auf dem ich sitze. Es ist in dem Geräusch, das meine Finger auf der Tastatur machen und in dem Ticken der Uhr. Im Licht, das durch die Fenster scheint und im Knarren der Dielen.
Welches Gesicht es auch zeigt, niemals ist es weg.
Es ist immer hier.
Weil es Alles ist.
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