Die Rhabarberin wohnt am Rande eines großen Feldes in einem lichtgrünen Blätterhaus. Das hat sie sich selbst gebaut. Riesige dicke Blätter schützen sie vor Wind und Regen und um ihre Fenster ranken sich die schönsten Rhabarberstangen. Morgens sitzt sie an ihrem Tisch aus Rhabarberholz und trinkt ihren Tee aus Wurzelrhabarber. Kaum kitzelt sie die Sonne an der Nasenspitze, springt sie hinaus aufs Feld und schaut, wie alles gewachsen ist. In einem kleinen Büchlein schreibt sie auf, wie groß jede Stange geworden ist. In Rhabarberzentimeter natürlich. Es gibt kleine Stangen, die sind noch ganz hell und man muss aufpassen, dass man nicht drauf tritt. Die mittleren allerdings machen ein ganz schönes Gedränge, fast wie im Dschungel. Manchmal sieht die Rhabarberin dann das Obst vor lauter Rhabarber nicht und muss sich erstmal Platz machen. Bei den großen Stangen ist es anders. Sie recken sich hoch in die Luft und winken zuweilen stolz mit ihren Blättern von oben herab. Wenn man sie zu lange so stehen lässt, werden sie aber holzig und knicken sogar ab. Das vergessen sie manchmal. Die Rhabarberin hat also eine große Verantwortung. Für die kleinen, die mittleren und die großen Rhabarberstangen. Wenn es lange nicht regnet, macht die Rhabarberin einen Regentanz und wenn die Sonne sich versteckt, einen Sonnentanz. Gute Nacht Geschichten muss sie allerdings nicht erzählen.
Denn was die meisten nicht wissen, ist: der Beruf der Rhabarberin geht sehr auf die Ohren. Rhabarber ist ziemlich geschwätzig. Den lieben langen Tag erzählt sich der Rhabarber die dollsten Sachen. Übers Wetter, über ein Leben nach dem Kompott oder was man tun kann, um bei Safte zu bleiben. Anfangs lauschen die kleinen Rhabarber noch andächtig, aber dann labern sie kräftig mit. Und natürlich machen sie viele Witze, die Rhabarbers. Sauer macht ja bekanntlich lustig. Auf jeden Fall muss sich die Rhabarberin ihren Rhabarberblatthut manchmal tief über die Ohren ziehen, wegen dem vielen Laber-Rhabarber. Dafür sitzt sie dann sonntags an ihrem Lieblingsschattenplätzchen auf ihrer Rhabarberblattschaukel und gönnt sich einen leckeren Saft.
Die Rhabarberin hat einen schönen Beruf. Sie muss sich den ganzen Tag um nichts anderes kümmern, als um Rhabarber.
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