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Wie sicher ist das Leben?

Von den Wechselfällen des Lebens werden wir alle, mal mehr mal weniger, herausgefordert. Es gibt Zeiten, in denen alles in Ordnung scheint und Zeiten, in denen plötzlich das Chaos herrscht. Es gibt Lebensläufe oder Menschenschicksale, die vor sich hinplätschern, wie ein sanfter Fluss. Und es gibt Erfahrungen, die sind wie große Unwetter, Weltkriege oder lang dauernde Dürren.

Millionen Menschen müssen um ein Stück Brot kämpfen, während andere daran sterben, dass sie sich überfressen haben. Es gibt Waffenexporte und Mahner für den Frieden. Nicht selten geht das von den selben Menschen aus. Abertausenden wird das Wasser zum Leben abgegraben, um es andernorts in Plastikflaschen zu verkaufen. Wir betrachten interessiert exotische Tiere im Zoo, finden Wilderer in Afrika aber abscheulich. Wir roden Wälder für Klopapier und stellen Medizin her, die die Gesundheit schädigt. Wir müssen immer per Telefon erreichbar sein und Zugang zu allen Informationen in der Welt haben. Dafür bauen wir Antennen, die unsere Zellen zerstören. Es gibt Länder, in denen ist seit Jahrzehnten Krieg, ganze Städte sind dem Erdboden gleich. Menschen sterben an verheerenden Seuchen, treten auf Minen oder verhungern. Frauen werden vergewaltigt oder rituell verstümmelt. Jeden Tag. Jeden Tag! Während wir ein Frühstücksei kochen oder eine Geburtstagsparty planen. Während wir uns Liebesbriefe schreiben, einander in den Arm nehmen, uns Mut zusprechen, sterben Menschen an Einsamkeit. Die Alten dämmern in Heimen vor sich hin, die Frauenhäuser sind überfüllt, Kinder werden misshandelt, die Psychiater haben lange Wartelisten. Das Leben erscheint uns in Widersprüchen. Viele davon sind eigentlich kaum aushaltbar.

 

Doch jetzt

.....gibt es ein bisher unbekanntes Virus. Sars CoV2. Das interessiert uns! Das bringt uns auf. Es gefährdet unsere Welt, in der wir bisher lebten, als wäre sie in friedlichem Gleichgewicht.

Unsere Gesundheit scheint in Gefahr, wir könnten sterben und die alten Menschen auch. Da müssen wir etwas tun! Wir schließen uns am besten ein. Als Folge davon verlieren wir unser Miteinander, unsere Arbeit, unser Geld, unsere persönlichen Freiheiten. Die Kultur versinkt im Nirwana. Die Toleranz für Andersdenkende gleich mit. Stattdessen taucht eine Meinungskultur auf, die wir uns in Fetzen um die Ohren hauen. Jeder weiß etwas und jeder ist entrüstet. Und nebenbei fliegen die Grundrechte, von denen wir dachten, sie seien in Stein gemeißelt, einfach davon.

Die Welt vor den Toren unserer Wahrnehmung interessiert uns erst dann, wenn die Dämme unserer Sicherheit brechen. Wenn unsere Annehmlichkeiten schwinden. Wenn wir von einer Stromschnelle mitgerissen werden. Dann rudern und paddeln wir und sind empört! Oh Gott, dieses Leben ist voller Abgründe und Unsicherheiten. Nichts ist uns gewiss!

Ja, genau. So ist es.

Nichts in diesem Leben ist uns gewiss.

Die Vögel zwitschern vor meinem Fenster und ich weiß nicht, ob ich sie morgen noch hören werde. Vielleicht bekomme ich einen Anruf und erfahre, dass ein von mir über alles geliebter Mensch gerade gestorben ist. Vielleicht bricht dann meine Welt zusammen. Vielleicht werde ich zwangsgeimpft und man verändert meine DNA. Vielleicht muss ich einen Liebsten leiden sehen und kann nichts tun. Vielleicht verliere ich meine Arbeit oder meine Wohnung. Vielleicht werde ich eingesperrt. Vielleicht hab ich morgen vergessen, wer ich bin.....

Über diese und alle anderen 'Vielleichts' denke ich nicht nach, aber sie kommen mir immer mal wieder in den Sinn. Und sie rütteln an meinem Gefühl von Sicherheit.

Mein und Dein nächster Atemzug ist VÖLLIG ungewiss! Es kann alles mögliche passieren und ich habe es nicht in der Hand. Wenn ich mich abends ins Bett lege, tue ich das im Vertrauen, ich wache morgen früh wieder auf. Wenn ich das Haus verlasse, tue ich das im Vertrauen, ich kehre abends zurück. Wenn ich in einen Zug steige, tue ich das im Vertrauen, ich gelange ans Ziel meiner Reise. Wenn ich mit meinen Kindern spreche, tue ich das im Vertrauen, ich kann es morgen wieder tun.

Aber nichts davon ist gewiss. Nichts von all diesen Dingen ist mir sicher.

Ich kann mir statistische Wahrscheinlichkeiten ausrechnen, Versicherungen abschließen, ein Haus bauen, Handschuhe und Atemmasken anziehen. Das Leben tut unbeirrt das, was es immer tut. Es entsteht und vergeht. Es nimmt Form an und löst sich auf.

Doch innerhalb all dieser Veränderung ist es immer es selbst. Unsterblich.

 

Mein Leben?

Wenn ich mein Leben zu etwas Persönlichem mache, muss ich um meine Sicherheit fürchten. Im Versuch, das Leben zu kontrollieren, übersehe ich, wie es wirklich ist. Ich spalte mich davon ab. In diesem 'Schutz' erscheint mir die Welt jedoch fern. Damit mir das Herz nicht bricht, baue ich eine künstliche, eine gedachte Welt. In der gibt es mich und die anderen. Hier das Gute, da das Böse. Es gibt Feinde und Freunde. Wenn ich nicht in diesem Leben/in Gott wurzele, sondern in meiner Idee davon, wie es sein muss, werde ich bitter enttäuscht. Ich bin immer in Gefahr. Ich muss mir ein Bild machen. Ich muss ordnen, ausschließen und gegen etwas kämpfen. Sogar gegen den Tod, weil ich nicht begreifen kann, dass er Teil des Lebens ist. Und ich muss nach Autoritäten Ausschau halten, die mir erklären was vor sich geht. Autoritäten die mir Schutz anbieten. Wenn ich Angst habe, mich dem Leben zu überlassen, wie es ist, muss ich alles tun, um es zu überwachen. Ich tausche die Freiheit gegen die Sicherheit. Gegen die Sicherheit der Herde oder die Sicherheit von dem, der es 'weiß'. Dann teile ich die Welt ein in Dunkel oder Hell. Ich sehe Schuld, statt Schönheit. Und ich lebe in dem, was ich erschaffen habe. Ich habe mir in der Unendlichkeit des Lebens dann einen Raum geschaffen, den ich überschauen, den ich einschätzen kann. Und dieser Raum sperrt mich gleichzeitig ein und aus. Es lässt mich in der Annahme leben, dass das Leben nur ein Raum in meinem Geist ist. Aber es ist genau anders herum: Ich bin der, der in der Unendlichkeit des Lebens auftaucht. Und ich habe keine Ahnung, was das ist!

 

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